Sklavenhandel und Imperialismus in Afrika

Sklavenhandel und Imperialismus in Afrika
Sklavenhandel und Imperialismus in Afrika
 
Mit der Entdeckung und Erforschung der westafrikanischen Küsten durch portugiesische Seefahrer auf ihrem Weg nach Indien seit dem 15. Jahrhundert nahm in den europäisch-afrikanischen Handelsbeziehungen der Sklavenhandel, der seit Jahrhunderten in arabischer Hand gelegen hatte, eine besondere Stellung ein, die sich mit der Nachfrage nach billigen Arbeitskräften für die Zuckerrohr-, Baumwoll- und Tabakplantagen in Amerika noch wesentlich verstärkte. In den vier Jahrhunderten bis zum Verbot des Sklavenhandels im 19. Jahrhundert wurden nach Schätzungen mehr als elf Millionen Afrikaner über den Atlantik gebracht, weitere drei bis vier Millionen starben während der Transporte.
 
Durch die Aufklärung und die durch sie ausgelöste Menschenrechtsdiskussion verstärkte sich der öffentliche Protest gegen die Sklaverei. In Dänemark wurde sie bereits 1772 verboten, in Großbritannien 1807. In die Akte des Wiener Kongresses 1815 wurde ein allgemeines Verbot des Sklavenhandels aufgenommen. Dieser wurde allerdings in der südlichen Hemisphäre zwischen Angola und Brasilien von den Portugiesen noch bis 1878 fortgesetzt. Auch an den unter arabischer Herrschaft stehenden ostafrikanischen Küsten mit Sansibar als Hauptumschlagplatz bestand der Sklavenhandel als Teil der örtlichen Tradition bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts fort.
 
Die an der westafrikanischen Küste zwischen der Senegalmündung und Angola von privaten Gesellschaften angelegten europäischen Niederlassungen verloren mit der Abschaffung der Sklaverei ihre Haupteinnahmequelle. Sie suchten nun Schutz und Unterstützung bei ihren Regierungen. Das britische Parlament beschloss bereits 1821 die Übernahme der britischen Niederlassungen an der Westküste Afrikas. Die Handelsstützpunkte waren jedoch wenig rentabel. Hinzu kam, dass mit der Eröffnung des Sueskanals 1869 ein kürzerer Weg nach Indien für die Schifffahrt geöffnet wurde. Dänen und Holländer verkauften deshalb ihre Niederlassungen an Großbritannien.
 
Auch die britische und die französische Regierung waren zunächst geneigt, ihre westafrikanischen Stützpunkte aufzugeben, sie wurden jedoch durch die öffentliche Meinung in ihren Ländern gehindert, die ein stärkeres Engagement in Afrika auf den Spuren der großen Forschungsreisenden forderte; man begann imperialistisch zu denken. Ein Vorreiter war der belgische König Leopold II., der persönlich Reisen nach Afrika unternommen hatte und unter dem Vorwand, missionarische und wissenschaftliche Zwecke zu verfolgen, in Zusammenarbeit mit dem britischen Forscher Henry M. Stanley die Erschließung Zentralafrikas einleitete.
 
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich außer den Küsten nur wenige Bereiche Afrikas in den Händen europäischer Mächte befunden: das französische Senegalgebiet, das britische Südafrika sowie die portugiesischen Gebiete Angola und Moçambique. Die Aufteilung Afrikas begann mit der Berliner Kongokonferenz 1884; zuvor schon hatten die Franzosen Tunis (1881) und die Briten Ägypten (1882) besetzt.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Afrika — Senkrechte Azimutalprojektion Afrikas …   Deutsch Wikipedia

  • Tropisch-Afrika — Satellitenfoto Afrikas Der Kontinent Afrika hat eine Fläche von 30,3 Millionen km² (22 % der gesamten Landfläche der Erde) und wird von etwa 924 Mio. Menschen (14 % der gegenwärtigen Weltbevölkerung, Stand Mitte 2006) bewohnt. In Afrika leben… …   Deutsch Wikipedia

  • Wettlauf um Afrika — Cecil Rhodes: Kap Kairo Eisenbahn Projekt. Gründer der De Beers Minengesellschaft, eine der ersten Diamant schürfenden Firmen, Rhodes war auch Eigentümer der British South Africa Company, die Rhodesien gründete. Er wollte die Landkarte rot… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Kolonien und Protektorate — Lage ehemaliger deutscher Kolonien Die geringe Anzahl deutscher Kolonien – offiziell als Deutsche Schutzgebiete bezeichnet – am Ende des Ersten Weltkrieges und der Kolonialzeit begründet sich aus der Tatsache, dass Deutschland erst im 19.… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Irland — Vorhergehende Geschichte Großbritanniens: Geschichte des Königreichs Großbritannien Die Geschichte des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Irland umfasst die Geschichte der seit dem Act of Union 1800 unter der Herrschaft der… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Irland — Vorhergehende Geschichte Großbritanniens: Geschichte des Königreichs Großbritannien Die Geschichte des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Irland umfasst die Geschichte der seit dem Act of Union 1800 unter der Herrschaft der… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Kolonien und Schutzgebiete — Lage ehemaliger deutscher Kolonien Die geringe Anzahl deutscher Kolonien und Schutzgebiete am Ende des Ersten Weltkrieges und der Kolonialzeit begründet sich aus der Tatsache, dass Deutschland erst im 19. Jahrhundert mit der Kolonialisierung… …   Deutsch Wikipedia

  • Britisches Reich und Commonwealth — Brịtisches Reich und Commonwealth   [ kɔmənwelθ], englisch British Empire [ brɪtɪʃ empaɪə], seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr British Commonwealth of Nations [ brɪtɪʃ komənwelθ ɔv neɪʃnz], seit dem Zweiten Weltkrieg Commonwealth… …   Universal-Lexikon

  • Großbritannien und Nordirland — Großbritạnni|en und Nordịrland,     Kurzinformation:   Fläche: 242 900 km2   Einwohner: (1999) 58,74 Mio.   Hauptstadt: London   Amtssprache: Englisch   Nationalfeiertag: Offizieller …   Universal-Lexikon

  • Ursachen der Industriellen Revolution — Über die Ursachen der Industriellen Revolution ist sich die Wissenschaft nicht einig. Die Frage wird meist als aus zwei Teilfragen bestehend behandelt. Die erste Frage lautet, warum die industrielle Revolution in Großbritannien begann, anstatt in …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”